Die positive Psychologie ist ein relativ junges Feld innerhalb der Psychologie, das sich darauf konzentriert, die positiven Aspekte des menschlichen Erlebens und Verhaltens zu erforschen und zu fördern. Sie wurde Ende des 20. Jahrhunderts als Ergänzung zur traditionellen Psychologie etabliert, die sich häufig auf die Heilung von psychischen Krankheiten und Problemen konzentriert hat.
Ursprünge und Entwicklung
Jahrzehntelang lag der Fokus der Psychologie stark auf der Behandlung von Störungen, wie Depressionen, Angststörungen und Traumata. Der Schwerpunkt war problemorientiert und oft pathologisch. In den 1990er Jahren wurde durch Martin Seligman, einen amerikanischen Psychologen und damaligen Präsidenten der American Psychological Association (APA), die positive Psychologie popularisiert. Seligman erkannte, dass die Psychologie mehr bieten kann als nur die Linderung von Leid – sie sollte auch erforschen, wie Menschen ein erfülltes und glückliches Leben führen können.
Anstatt nur zu fragen: „Was macht uns krank?“ wurde die Frage gestellt: „Was macht uns stark und glücklich?“
Die positive Psychologie untersucht dabei unter anderem:
- Positive Emotionen: Freude, Dankbarkeit, Hoffnung, Liebe.
- Tugenden und Charakterstärken: Eigenschaften wie Mut, Weisheit, Mitgefühl, und Gerechtigkeit, die zum Wohlbefinden beitragen.
- Positive Beziehungen: Die Bedeutung von sozialen Bindungen und Gemeinschaften.
- Flow-Erlebnisse: Zustände, in denen Menschen vollkommen in einer Tätigkeit aufgehen.
- Bedeutung und Zielsetzung: Das Streben nach Sinn und einem erfüllten Leben.
Einfluss philosophischer und kultureller Strömungen
Die positive Psychologie knüpft an die humanistische Psychologie der 1950er und 1960er Jahre an, vertreten durch Denker wie Carl Rogers und Abraham Maslow. Diese betonten Selbstverwirklichung und persönliches Wachstum. Viele Ideen der positiven Psychologie finden sich aber auch in der antiken Philosophie, insbesondere im Eudaimonia-Konzept , das ein erfülltes und tugendhaftes Leben beschreibt.
Buddhistische und hinduistische Lehren, die sich mit Achtsamkeit, Glück und innerem Frieden befassen, haben sie ebenfalls beeinflusst und den Diskurs erweitert, indem sie aufzeigt, wie Menschen ein bedeutungsvolles, erfülltes und glückliches Leben führen können. Gleichzeitig erinnert sie daran, dass das Wohlbefinden nicht nur durch das Vermeiden von Leid entsteht, sondern auch durch die bewusste Kultivierung von Stärken und Tugenden.